Auf den Spuren der Wikinger

Wikinger-Boot in Schloss Gottdorf
Wikinger-Boot in Schloss Gottdorf

Es war Ende des 8. Jahrhunderts, als die Wikinger aus dem hohen Norden Europas erstmals auf der Bühne der Weltgeschichte auftauchten. Markiert wird dies durch den Überfall auf das Kloster Lindisfarn an der Nordost-Küste Englands im Jahre 793. Einer der Auslöser für den Erfolg der Wikinger war die Entwicklung ihrer berühmten Schiffe, der Langboote. Seit Jahrhunderten verfügen die Wikinger über schmale Plankenboote. Aber erst im 8. Jahrhundert gelingt es ihnen Boote zu bauen, die stabil genug sind um mit Segeln ausgestattet zu werden. Diese Schiffe sind schneller als alle anderen dieser Zeit. Zudem haben sie geringen Tiefgang und sind somit ideal geeignet für die Anlandung an der Küste oder das Befahren der Flussläufe.
Doch die Wikinger waren nicht nur die gefürchteten Krieger. Sie waren geschickte Handwerker und erfolgreiche Kaufleute. Die Händler der Wikinger tauschten Honig, Wachs, Bernstein, Felle, Tierhäute und Waffen gegen Edelmetalle, Silber, Seide, Brokat, Gewürze, Helme und Rüstungen. Sie bauten ein dichtes Handelsnetz bis in den Orient aus. Das Ende der Wikingerzeit wurde auf das Jahr 1066 und damit zusammen mit dem Ende des Frühmittelalters datiert. Die damit verbundenen geschichtlichen Ereignisse ist die Schlacht von Stamford Bridge und die Zerstörung von Haithabu, ihrer bedeutendsten Handelsmetropole im jetzigen Schleswig-Holstein.

Im 8 Jahrhundert bewohnten 4 Völker die Halbinsel Jütland. Im Norden die dänischen Wikinger, im Süden die Sachsen. In einem Streifen entlang der Nordsee wurden die Friesen angetroffen und der Osten, südlich vom heutigen Kiel, beherrschten die Slawen. Vermutlich waren es zunächst auch die Friesen, die sich im frühen 8. Jahrhundert am Ende der Schlei niederließen und den Wert der Ansiedlung erkannten. Die Friesen beherrschten zu dieser Zeit der Fernhandel im nördlichen Raum. Die Bucht am Haddebyer Noor lässt sich von der Ostsee her leicht mit dem Schiff über die Schlei erreichen. Der wichtigste Nord-Süd-Handelsweg, der Ochsenweg, verlief in unmittelbarere Nähe. Auch die Nordsee war, nachdem dem man einen ca. 15 km langen Landweg überwunden hatte über die Treene mit dem Schiff erreichbar. Damit entfiel der teils gefährliche Schiffweg über das Skagerrak. In dieser Zeit blüht der Handel im nördlichen Europa auf. Nicht zuletzt auch durch die Fortschritte der Wikinger beim Schiffsbau. Damit gerät aber auch die günstig gelegene Ansiedlung an der Schlei in den Fokus der Nordmänner, die Ende des 8. Jahrhunderts die Friesen in Jütland unterwerfen. Haithabu wird in den Annalen des fränkischen Reiches erstmals 804 erwähnt, dass zu dieser Zeit bereits unter der Herrschaft des dänischen Königs Göttrik stand. Die Franken wiederrum dehnen unter Karl dem Großen ihre Herrschaft bis an die Eider aus. König Göttrik stärk die Bedeutung von Haithabu weiter, indem er gegen die Slawen Krieg führt und ihr Handelszentrum Rericin der Nähe der heutigen Stadt Wismar, zerstört. Die Händler werden nach Haithabu umgesiedelt. Von da an beginnt der eigentliche Aufstieg der Metropole. Straßen und Häuser werden systematisch angelegt, der Strand wird befestigt. In den folgenden 150 Jahren erlebt die Stadt einen ständigen Aufstieg. Bald wohnen hier ca. 1000 Menschen. Haithabu wird mit einem halbkreisförmigen Wall befestigt. Auch der Hafen wird gesichert. Landungsbrücken reichen später bis zu 80 m in die Schlei hinein und gestatten so einen direkten Handel von den Schiffen aus. Auch der katholische Glaube hält aus wirtschaftlichen Gründen Einzug in die Handelsmetropole, obwohl die meisten Bewohner noch lange ihren alten Göttern zugewandt sind. Dies alles ermöglicht auch das Danewerk, eine Wehranlage direkt südlich von Haithabu. Sie riegelt Jütland an seiner schmalsten Stelle ab und sichert so das Umland gegen Süden hin. All dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das Leben in dieser Zeit alles anderer als angenehm war. Ein Erwachsener erreichte selten das 40. Lebensjahr. Schon ein entzündeter Zahn konnte damals den Tod bedeuten. Nur etwa 30 % der Kinder wurde älter als 14 Jahre. Die hygienischen Verhältnisse in der eng besiedelten Stadt leisten ebenfalls ihren Beitrag. Über Jahrzehnte wurde der Müll einfach in das Hafenbecken gekippt oder vom Regen dort hin gespült. Der Untergang Haithabus zeichnete sich Mitte des 10. Jahrhunderts mit der Christianisierung ab. Die Deutschen besiegen vor Haithabu das dänische Heer von König Knuth und zwingen ihn zu Taufe. Sein Nachfolger, Harald Blauzahn, bekennt sich gleich zum christlichen Glauben, der Frieden bleibt aber brüchig. Neben diesen politischen Unruhen trüben sich aber auch die wirtschaftlichen Aussichten ein. Die Stadt hat zunehmend mit dem Siedlungsmüll zu kämpfen und die inzwischen größere gewordenen Handelsschiffe haben Mühe den Haufen zu erreichen. So wird der Handelsplatz nach der Einnahme durch die Norweger 1050 nochmals aufgebaut, aber dann endgültig nach der Zerstörung durch die Slaven 1066 aufgegeben. Die Überlebenden siedeln am Nordufer der Schlei und gründen die Ortschaft Schleswig.

Weiterführende Links:
Geo
Wikipedia Winkinger
Museum Haithabu
Mittelalter entdecken
Wikipedia Haithabu
Haithabu Welkulturerbe
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Runenstein bei Haithabu
Runenstein bei Haithabu